lustundleute.de/

 

Jochem Dammer in jung

Ehrenmajor Jochem Dammer: ,,Fast wäre ich Grenadier geworden"

Ehrenmajor Jochem Dammer erinnert sich anlässlich seines 50jährigen Schützenjubiläums

 Jochem Dammer

Jochem Dammer als normaler Schütze im Kreise seines Korps, hier mit seinem Nachfolger, Major Herbert Geyr und Adjutant Kurt Koenemann.

Er war das Gesicht der Neusser Schützenlust, hat das Korps in den letzten Jahrzehnten geprägt wie kein Zweiter, das rasante Wachstum der Schützenlust vom kleinen Korps zur zweitstärksten Regimentsgruppe in den 32 Jahren, in denen er für das Korps als Hauptmann und Major Verantwortung trug, integrativ und gradlinig gesteuert – jetzt feierte Schützenlust-Ehrenmajor Jochem Dammer sein 50jähriges Schützenjubiläum.

Erst verhältnismäßig spät, mit 27 Jahren, gründete er im Jahr 1957 zusammen mit den Freunden aus der Schütz-Kantorei den Schützenzug  „Bänkelsänger“. „Uns stand in den ersten Jahren nach dem Krieg der Sinn nicht so sehr nach Schützenfest, wir hatten damals ein eher distanziertes Verhältnis zu dem Fest., so Jochem Dammer, der zum Kriegsende noch an den Westwall musste und die Nachkriegsjahre auch einige Zeit in den USA verbrachte.

Als die Schützenzug-Gründung endlich anstand, wäre der spätere „Mr. Schützenlust“ um ein Haar bei den Grenadieren gelandet. Mit einer Stimme Mehrheit entschieden sich die „Bänkelsänger“ für die Schützenlust – aber nicht mit der Stimme von Jochem Dammer. „Ich habe für die Grenadiere gestimmt“, bekennt er heute freimütig. Warum? „Ich weiß es nicht mehr so genau, aber ich glaube, ich habe damals gedacht, wenn schon Schützenfest, dann schon wie ein ‚Pinguin’.“

Sei es drum, der neue Zug, den Jochem Dammer ab dem zweiten Jahr als Oberleutnant führte,  genoss die familiäre Atmosphäre in der damals gerade einmal ein Duzend Züge zählenden Schützenlust und Dammer selber wuchs Stück für Stück in die Vorstandsarbeit hinein. 1968 wurde er, für ihn selbst sehr überraschend, auf der Jahreshautversammlung zum Hauptmann gewählt und bekleidete dieses Amt 20 Jahre lang. Warum Hauptmann, warum so eine lange Zeit? „Ich glaube ich habe ein angeborenes Verhältnis zur Disziplin. Aber ich habe auch immer ein offenes Ohr für die Anregungen und die Kritik aus den Zügen gehabt. Die Balance zwischen Disziplin und Menschlichkeit ist wichtig“, so Dammers Devise, die wie ein Leitfaden für alle Verantwortungsträger des Schützenfestes klingt.

Mit dieser kooperativen aber gradlinigen Art steuerte Dammer, dabei stets unterstützt von Ehefrau Marie-Luise, als große Integrationsfigur das Wachstum seiner Schützenlust und blieb auch eisern, als der Widerstand der „alten“ Züge gegen die Aufnahme neuer Züge wuchs. „Mein Credo war immer, dass man keinem Zug die Teilnahme am Schützenfest verwehren dürfe. Wir sind keine elitäre Truppe, bei uns kann jeder mitmachen.“ Dass dabei das familiäre Miteinander der (Wieder)-Gründungsjahre etwas verloren gegangen sei, sei zwar schade, „aber auch die Schützenlust in ihrer heutigen Größe und Zusammensetzung muss sich im Regiment nicht verstecken. Die Mischung stimmt und trotz der Größe gibt es noch in vielen Bereichen einen guten Zusammenhalt untereinander.“

Außerdem,  so Dammer, habe die Schützenlust zwar ihre eigenen Rituale und Formen, aber „den typischen Schützenlüster gibt es nicht. Es wäre auch schlimm, wenn es ihn gäbe. Ob Grenadiere, Jäger, Hubertusschützen, Schützenlust etc. - wir sind alle Schützen und wir sollten alle gemeinsam Schützenfest feiern.“

Vier Majoren – Theo Mainz, Dr. Hans Küppers, Dr. Hans Reiner Hoffmann und Herbert Meis – hat Jochem Dammer in seiner Zeit als Hauptmann gedient, ehe er 1989 selbst aufs Majorspferd stieg und der Schützenlust weitere elf Jahre voran ritt. Natürlich habe sich das Schützenfest in dieser Zeit verändert, neue Formen des Feierns, wie z. B. der Schützenlustball, aber auch Feten vor dem Weißen Haus seien dazu gekommen, aber so Jochem Dammer: „Schützenfest ist ein Ventil, irgendwann muss alles raus und das geht in Neuss halt am besten beim Schützenfest. Mit einen bisschen Fingerspitzengefühl kann man die Waage zwischen Tradition und neuen Trends gut halten.“

Er selbst marschiert heute nach „Lust und Laune“ bei befreundeten Zügen mit, schaut sich vor allem den Fackelzug gerne auch vom Straßenrand an, denn „so kann ich endlich einmal die ganzen tollen Fackeln sehen.“ Eins hat er dabei auf jeden Fall festgestellt: „Die eigentlichen Helden des Schützenfestes sind die Zuschauer. Die müssen zwei Stunden ausharren, bis der Zug vorbei ist, während die Schützen schon nach einer Stunde auf der Wiese am Bierstand stehen.“

Notker Becker für ,,Lust & Leute" no die Dag 2007