lustundleute.de/

 

André Uhr: ,,Keine Verdopplung"

 

Schützenlust rückt von Komitee-Linie ab und unterbreitet eigenen Vorschlag

 

(nk). Auf der Homepage des Neusser Bürger-Schützen-Vereins steht es auch eine Woche nach der Manöverkritik der Schützenlust noch schwarz auf weiß: ,,Der Antrag zur Anhebung des Mitgliedsbeitrages auf € 100,- ... fiel mit der Unterstützung durch eine große Mehrheit der insgesamt zehn Korps - ... nur drei Korps - Grenadiere, Schützengilde und Hubertusschützen - sprachen sich ... gegen den jetzigen Zeitpunkt ... des Antrags aus.“

Dabei ist Schützenlust-Major André Uhr im vollbesetzten Marienhaus deutlich von der veröffentlichten Marschrichtung des Komitees abgerückt: ,,Wir sind gegen die Verdopplung des Vereinsbeitrages von € 50 auf € 100 und werden einen eigenen Antrag in die Versammlung einbringen - wenn dies rechtlich möglich ist.“ Denn für Anträge auf der Jahreshauptversammlung gilt eine vierwöchige Vorlauffrist.

Sollte der Verein aus formaljuristischen Gründen zu der Überzeugung kommen, den Antrag zu ignorieren, so wird es wohl zu einer weiteren außerplanmäßigen Mitgliederversammlung kommen müssen. Und die hatte Schatzmeister Robert Rath im Vorfeld eigentlich vermeiden wollen: ,,Wir werden Anfang 2023 keine neuen finanziellen Erkenntnisse haben und sollten uns auf das Feiern des 200jährigen Vereinsjubiläums konzentrieren.“

Allerdings repräsentieren die vier Korps, die derzeit nicht auf Komitee-Linie liegen, rund 4800 Schützen - und damit mehr als 85 Prozent der Vereinsmitglieder.

André Uhr begründete seinen Sinneswandel mit der Reaktion vieler Schützen auf die angekündigte Beitragserhöhung. Die Schützenlust sei zwar in den drei Arbeitsgruppen, die sich seit Schützenfest 2022 mit der Entwicklung tragfähiger Zukunftsstrategien beschäftigen würden, vertreten, aber an der Ankündigung der Beitragsverdopplung sei die Schützenlust nicht aktiv eingebunden gewesen. ,,Wir haben zunächst nicht reagiert, weil wir uns erhofft hatten, dass wir uns etwas Zeit für weitere Umstrukturierungen erkaufen, aber die heftige Reaktion unserer Schützen war für uns der Anlaß, uns zusammenzusetzen und unser eigenes Konzept zu entwickeln“, erklärte Uhr.

Er wird vorschlagen, dass der Mitgliedsbeitrag für den Neusser Bürger-Schützen-Verein von € 50 auf dann € 60 angehoben wird. Gleichzeitig will die Schützenlust auf den Zuschuß aus der Vereinskasse für die Musik verzichten und die Musik selbst bezahlen.

 

Major Uhr mit dem Vorstand der Schützenlust haben sich die Zuschüsse des Neusser Bürger-Schützen-Vereins an die Korps aus dem Jahr 2019 angesehen. Damals waren rund € 132.000 Zuschüsse an die großen Korps ausbezahlt worden - was einem pro Kopf-Anteil von € 23,33 entspricht. Von den € 50,-, die jeder Schützen an den NBSV zahlte, blieben also nur € 26,67 in der Vereinskasse. Um den Verein für zukünftige Aufgaben finanziell besser auszustatten, sieht der Uhr-Vorschlag vor, dass der Mitgliedsbeitrag für den NBSV auf € 60 angehoben wird. ,,Damit würde der Verein wesentlich besser dastehen als jetzt.“

André Uhr hatte beispielsweise bemängelt, dass die neuen Mitgliedsbeiträge keine Staffelung vorsehen: ,,Rentner, Kinder und Jugendliche sollen alle den Einheitsbeitrag zahlen. Das finden wir unausgewogen, denn ein Schütze wie ich, der zwei Jungs bei den Edelknaben hat, würde dann € 300,- zahlen müssen.“

Auslöser für die Debatte um den Mitgliedsbeitrag war im Sommer die überraschende Ankündigung gewesen, dass der Neusser Bürger-Schützen-Verein seine Musikzuschüsse an die Korps um 25 % hatte kürzen müssen, weil die Kassen leer waren.

Diskussionen um die Bestellung und Bezahlung der Musikkapellen im Regiment sind nicht neu. So verpflichtet der Verein die Musikkapellen für die ,,großen“ Korps, während die ,,kleinen“ Korps, zu denen aus Gewohnheit auch die Schützenlust gezählt wird, die Musiker selbst bestellen. Die Finanzierung ist zwischen den einzeln Korps über ein Zuschußsystem geregelt.

Der dienstälteste Hauptmann Karlheinz Ackermann, der seit 22 Jahren Mitglied des Vorstandes ist, fügte ergänzend hinzu, dass sich die Korps zu rund 90 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen finanzieren würden. ,,Damit sind wir gut durch die Pandemie gekommen.“ Allerdings decken die Mitgliedsbeiträge im Neusser Bürger-Schützen-Verein weniger als 30 % seiner Gesamtkosten.

P { margin-bottom: 0.21cm }