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Stimmen zur Lust & Leute-Umfrage

Titel 2-2022 - 500

,,Sollen Frauen mitmachen?"

 

Wir von Lust & Leute hatten uns kurfristig entschieden, eine Umfrage zu starten. Rund 50 Emails gingen an Personen des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens wie Bürgermeister, Bundes- und Landtagsabgeordnete, Schützenkönig sowie an Freunde, Bekannte und Geschäftspartner, auch mit der Bitte, die Mail an interessierte Personen weiterzuleiten. Das Geschlechterverhältnis der Angeschriebenen war ungefähr ausgewogen: ,,Um die facettenreiche Diskussion abzubilden, möchten wir Sie einladen, an einer kurzen Umfrage teilzunehmen und uns kurz und prägnant eine Frage zu beantworten:

1. Was halten Sie davon, dass Frauen aktive Mitglieder des Neusser-Bürger-Schützenvereins werden sollen und somit auch an den Kirmestagen mitmarschieren könnten?“

Nachstehend stehen alle Antworten, die bis Redaktionsschluß (8. 11. 22) eingingen.

Eine Auswahl fand nicht statt.

 

 

 

 

Zum Thema ,,Frauen im Verein“ rief Schützenlust-Hauptmann Karlheinz Ackermann auf der Chargiertenversammlung zur Besonnenheit auf: Hier thematisch einleitend zu unserer Umfrage sein Statement:

,,Frauen im Schützenverein ist sicher ein Aufregerthema und kann auch ein „Spaltpilz“ sein - in Zügen, in Familien, in Beziehungen. Es gibt wie immer Pro- und Contra-Argumente, aber es gibt keinen Kompromiss. Entweder ist man dafür oder dagegen.

Je nachdem wie jeder einzelne die Aspekte für sich gewichtet, kommt einer zu dieser, ein anderer zu jener Auffassung.

Ich möchte dazu aufrufen, in der ganzen Diskussion sachlich zu bleiben und gegenteilige Meinungen zu respektieren. Weder sind diejenigen, die für den Antrag sind, Weicheier und/oder wollen unser Schützenfest kaputtmachen.

Noch sind diejenigen, die gegen diesen Antrag sind, unbedingt reaktionär, Chauvinisten und ewig Gestrige.

Schon gar nicht sind die Frauen, die passive Mitglieder des NBSVs sind oder werden möchten, „Hexen der Neuzeit“.

Hin und wieder kann es auch helfen, Diskussionen in Relation zum aktuell gefährdeten Weltfrieden zu sehen. Wenn man das nämlich macht, wird meist schnell klar, mit welchen Peanuts man sich beschäftigt.

Die Menschen in der Ukraine hätten diese unsere Probleme gern.

Redaktionelle Anmerkung: Die Versammlung quittierte die Worte mit langanhaltendem Applaus.

Die nachfolgend abgedruckten Statements stellen in den allermeisten Fällen die privaten Meinungen der Befragten dar. Daher sind Berufe und/oder Funktionen nur angegeben, wenn es gewünscht wurde:

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Der Neusser Bürger Schützen-Verein hat einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert und ist stolz darauf, Menschen aus unterschiedlichsten Schichten, Kulturen und Nationen, mit unterschiedlichsten Ansichten zusammenzubringen. Nur Frauen dürfen nicht mitmachen!? Als Verein mit Vorbildfunktion - insbesondere für die junge Generation - wird hier ein sehr veraltetes Rollenbild vermittelt, welches absolut nicht mehr zeitgemäß ist. Frauen sind ein wichtiger Bestandteil des Neusser Schützenfestes und sollten die gleichen Rechte haben wie Männer in einem Schützenregiment in entsprechenden Uniformen mitzumarschieren, an Versammlungen teilzunehmen oder sich als passives Mitglied einzubringen. Sicher will das nicht jede Frau aber jede sollte die Möglichkeit haben.

Jutta Wilms

Wilms Kommunikation

 

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Das Neusser-Bürger-Schützenfest ist für Neuss identitätsstiftend, ist Ausdruck des „Ich-bin Neusser“-Gefühls und verbindet die Menschen in Neuss über alle Ortsteile, Altersgruppen, Berufsgruppen, politischen Überzeugungen etc.

Junge Männer schließen sich noch während der Schulzeit zu einem Schützenzug zusammen und kommen noch Jahrzehnte nach ihrem Schulabschluss aus aller Welt zum Schützenfest in Neuss wieder zusammen.

Die Schützen teilen „die Tage der Wonne“, teilen Freud und Leid, „klüngeln“ untereinander und bilden ein Netz in unserer Stadt, das durch Kameradschaft und „Wir-Gefühl“ geprägt ist. Neuss ist ohne sein Schützenfest undenkbar.

Ist aber auf Dauer das Schützenfest ohne Frauen denkbar?

Ich meine: nein!

Ich halte es für nicht mehr zeitgemäß,

dass es keine weiblichen Eh-

rengäste gibt,

dass es Diskussionen über die

Frage gibt, was eigentlich tun,

wenn eine Frau Bürgermeiste-

rin, Landtagsabgeordnete oder

Bundestagsabgeordnete wird:

darf sie dann die Parade ab-

nehmen?

dass Frauen vom aktiven und

passiven Mittun (Mitglied-

schaft) ausgeschlossen sind.

Gerade das Schützenfest, das für sich eine hohe Integrationskraft reklamiert, schließt ungefähr die Hälfte aller Neusser Bürger/Innen aus. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß und unseren Töchtern und Enkelinnen nicht mehr zu vermitteln!

Ich wünsche mir, dass in naher Zukunft Männer und Frauen gleichberechtigt am Neusser Schützenfest teilnehmen können.

Und ob das nun in gemischten Züge, Frauenzügen oder wie auch immer passiert, lege ich vertrauensvoll in die Hand der beteiligten Bürgersöhne und Bürgertöchter.

Jutta Stüsgen

 

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Ich war Anfang der 1980er Jahre eine der ersten weiblichen Ministranten in Christ-König. Jetzt wollte ich eine der ersten Frauen im Neusser Bürger-Schützen-Verein werden - aber das wurde vom Komitee leider schriftlich abgelehnt. Könnte es sein, dass der Neusser Bürger-Schützen-Verein noch altmodischer ist als die Katholische Kirche?

Karoline Küpping

 

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Ich stamme aus einer durchweg schützenfestbegeisterten Familie und bin mit dem Fest groß geworden. Dabei habe ich mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, dass es lediglich Männern bestimmt ist, daran teil zu nehmen. Es ist ja immer so gewesen.

Nun bin ich selber Mutter und ich frage mich, welches Rollenbild wir unseren Kindern vermitteln möchten. Dabei bin ich sehr sicher, dass auch die Unterscheidung von Frauen und Männern im Schützenwesen einen Einfluss hat. Ich wünsche mir Veränderung. Die kommt nicht von heute auf morgen - ein Schritt nach dem anderen.

Mein Sohn spielt mit seiner Kindergartenfreundin immer „Schützenfest“. Wäre doch toll, wenn die beiden das einmal gemeinsam in die Tat umsetzen könnten.“

Inga Ackermann

 

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Liebe Freundinnen und Freunde des Neusser Schützenfestes,

Zunächst mal möchte ich betonen, dass ich sehr glücklich bin, in einem Land und in einer Stadt zu leben, wo man eine solche Debatte, die an Grundfesten rüttelt, starten und führen kann, ohne dass man angefeindet wird, oder zumindest schwerwiegende Nachteile befürchten muss. Ich glaube von mir behaupten zu dürfen, dass ich mit Herz und Seele Nüsser Rösken bin. Mehr wollte ich selbst auch nie sein.

 

Das mag jetzt vielleicht ein wenig so klingen, als würde ich mich selbst klein machen, dass ist aber keineswegs so gemeint. Vielmehr bin ich fest davon überzeugt, dass die Nüsser Rösken ein überaus wichtiger Bestandteil der Neusser Schützenfeste sind. Nicht nur, weil sie den Bällen und anderen Veranstaltungen Glanz verleihen, sondern auch, weil das Marschieren den meisten nur halb soviel Spaß machen würde, wenn wir nicht auf den Straßen und Tribünen unseren Männern zujubeln würden. Und dann gibt es natürlich auch noch das Vereinsleben außerhalb des Schützenfestes, bei dem so wie ich es kenne, die Damen eine wichtige Rolle einnehmen. Die liebe Ruth hat mit ihrem Text aber auch mich zum Nachdenken gebracht. Vermutlich wird die Diskussion um die Rolle der Frauen beim Schützenfest, die ja alles andere als neu ist, diesmal ernsthafter als je zuvor geführt, weil der Verein vor nie gekannten Herausforderungen steht.

Als Frau des Adjutanten des größten Neusser Schützenkorps und zweimalige Gnadentaler Schützenkönigin weiß ich um die Bedeutung von Traditionsbewahrung, ich weiß welche Bedeutung die Schützenvereine für den sozialen Zusammenhalt haben, ich weiß aber auch, welche riesigen neuen Problemstellungen die Vereine belasten. Ich bin nach reiflicher Überlegung zu der Überzeugung gelangt, dass ich selbst nach wie vor kein Interesse habe, in einem Schützenregiment mitzumarschieren, ich sehe persönlich auch nicht die Notwendigkeit, dass sehr bald zu ermöglichen. Ich wäre aber auch nicht unbedingt dagegen es zu ermöglichen. Was sich aber für mich persönlich geändert hat – ja ich möchte sehr gerne passives Mitglied werden, und ich möchte die Möglichkeit erhalten mich einzubringen. Ich bin mit ganzem Herzen Gnadentalerin, aber ebenso sehr fühle ich mich als Bestandteil des Schützenlustkorps. Wenn wir von Vereinsleben reden, dann gehören die Frauen dazu, und wir gestalten es schon lange mit. Auch wenn wir noch nicht an Versammlungen teilnehmen, ist es doch so, dass wir Veranstaltungen im Kleinen wie im Großen mitplanen, und alles andere wäre ja auch einfach nur dumm. Es sollte ja nun wirklich niemanden mehr überraschen, dass in unserem Land und weit darüber hinaus, Frauen auf allen Ebenen Verantwortung übernehmen. Das ist natürlich nicht so, weil immer mehr durchgeknallte Emanzen ihre Rechte erzwingen, um sich selber zu verwirklichen. Von der Bundeskanzlerin bis zur Streifenpolizisten, von der CEO großer Konzerne bis zur Schulleiterin, ja mag sein – einige haben einfach Bock auch Karriere zu machen, und selbst viel Geld zu verdienen. Ich bin aber sehr sicher, die meisten wollen einfach nur möglichst viel zum großen Ganzen beitragen, zum Wirtschaftswachstum, zur Wahrung der Demokratie in unserem Land, sie wollen soziale Verantwortung übernehmen, sie wollen in unseren Gerichten Recht sprechen, und sie wollen helfen, Unternehmen, Parteien, Verbände, Gewerkschaften und eben auch unsere Vereine erfolgreich zu machen. Das Schöne ist, es bleibt nicht beim Wollen! Wir Frauen haben seit vielen Jahren immer wieder, immer öfter, und in immer mehr Bereichen des öffentlichen Lebens erfolgreich unter Beweis gestellt, dass wir all das auch können. Wenn man nun also ganz objektiv drauf schaut, welches vernünftige Argument kann es also noch dafür geben, die Fähigkeiten von Frauen nicht auch in den Schützenvereinen gewinnbringend einzusetzen? Mir persönlich reicht die Antwort, weil es seit fast 200 Jahren so ist, an der Stelle nicht mehr aus! Es gibt nun wirklich keinen Grund für unsere Männer Angst davor zu haben! Wir wollen ihnen nichts wegnehmen, wir wollen auch nicht immer und überall dabei sein, eine starke und kluge Frau braucht das nicht und wird das auch nicht anstreben. Viele von uns, liebe Röskes, lieben einfach nur das Schützenfest ebenso sehr wie die Jungs, und das ist gut so! Wir wollen und können unseren Teil dazu beitragen, dass es unseren Vereinen auch in den schwierigen Zeiten, die uns bevorstehen weiterhin gut geht. Mit unseren manchmal anderen Sichtweisen, und neuen Ideen, können wir unsere Vereine beleben und festigen, damit wir alle noch lange unser geliebtes Schützenfest feiern können! Lasst uns ein klares Zeichen setzen, und denen, die noch sehr skeptisch auf die Frage der Frauenintegration blicken, deutlich zeigen, dass es uns wichtig ist, nicht nur für uns, sondern auch für die, die es jetzt noch nicht verstehen. Zu Recht ist der Neusser Bürger Schützenverein stolz auf seine integrative Kraft. Er bringt tausende Menschen aus unterschiedlichsten sozialen Schichten, aus unterschiedlichsten Kulturkreisen und Nationen, aus allen Altersschichten, Menschen mit und ohne Handicap und Menschen mit unterschiedlichsten politischen und religiösen Ansichten zusammen, und das funktioniert extrem gut. Da kann es doch nicht wirklich ein Problem sein auch Frauen einzubinden, oder???

Marion Parsch

 

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Ich halte es für durchaus interessant, dass Frauen am Schützenfest in Aktiver Form teilnehmen können. Zeiten ändern sich.

Es entscheidet sowieso jeder Zug eigenständig, ob Frauen /Damen aufgenommen werden (passt die anmeldende Person überhaupt zum Zug, wie bei männlichen Interessenten auch), Es wird wohl keine Frauenquoten geben.

Ob es jetzt ein eigener Zug in bestehenden Corps oder sogar ein weibliches Corps ist, muss bei Interesse geklärt bzw. abgewogen werden. ,,Was möchten die interessierten Damen eigentlich?“

Ein eigenes Damen-Corps wäre für die Uniformen vielleicht leichter umzusetzen.

Nico Bender

 

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Im Leitbild der Neusser Bürger-Schützen von 2020 ist als Wertekanon festgeschrieben: „Unter Schützen gilt es, jeden Menschen so zu akzeptieren und zu respektieren, wie er ist.“ Ich meine, die Zeit ist reif nicht nur zu akzeptieren und respektieren „wie er ist“, sondern auch „wie sie ist“ und deswegen den Verein weiter zu öffnen.

Arno Jansen,

SPD-Fraktionsvorsitzender

im Neusser Stadtrat

 

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Tradition ist etwas sehr Schönes und Wichtiges. Sie vermittelt das Gefühl von Vertrautheit und Verlässlichkeit. Aber wenn man genau hinschaut, verändert sie sich doch. Alleine das Hinzukommen verschiedener Corps macht deutlich, dass auch größere Veränderungen immer wieder stattgefunden haben. Die Teilnahme ausländischer Mitbürger und die Inklusion von Menschen mit Behinderungen bestätige, dass das Neusser Bürger Schützenfest ein Fest für alle Bürger der Stadt sein will und damit auch offen ist für die Unterschiedlichkeit dieser Bürger. Natürlich wird sich etwas im Schützenwesen verändern, wenn Frauen nicht nur in den Musikkapellen mitziehen, sondern auch in Zügen mitmarschieren. Aber wir marschieren auch nicht mit der gleichen Haltung und dem gleichen Lebensgefühl, wie es unsere Großväter und Urgroßväter getan haben.

Auch die Rolle der Frauen und die Wertschätzung ihrer Beiträge zum Schützenfest hat sich im Laufe der Zeit geändert, und das ist gut so. Genauso wie das Verhältnis zur Familie, die in vielen Zügen das Zugwesen stärker mitbestimmen.

Ich sehe deshalb die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen als eine logische und sinnvolle Folge unserer gesellschaftlichen Entwicklung.

Paul Quirin Heck

 

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Besten Dank für Ihre brisante „Gretchenfrage“, die ich auch als Ehefrau eines Neusser Schützen, der ein Vierteljahrhundert aktiv am Neusser Schützenfest teilgenommen hat und als Mutter von drei Edelknaben und einer Tochter gerne beantworte:

Als Stellv. Bürgermeisterin nehme ich seit Jahren in den Neusser Stadtteilen zusammen mit den Präsidenten und den Komitees die Parade ab.

In der Innenstadt ist das immer noch nicht möglich. Zur Parade werden nur männliche Ehrengäste eingeladen und auch der Rat der Stadt darf nur durch einen Mann vertreten werden. Selbst die Teilnahme von weiblichen Abgeordneten von Landtag, Bundestag und Europäischem Parlament sehen die Statuten im 21. Jahrhundert nicht vor. Das ist nicht zeitgemäß!

Vor allem die gemischten Reitercorps mit ihren Amazonen in Reuschenberg mit der neuen Reitersiegerin und Weckhoven mit deren Reiterchefin nebst Adjutantin empfinde ich persönlich als echte Bereicherung der Umzüge. Die Damen machen eine vorzügliche Figur!

Da drängt sich selbstverständlich die Frage auf: Wenn das in Weckhoven und Reuschenberg möglich ist, warum nicht überall in Neuss?
Und natürlich: Wo wären die Schützenfeste ohne die famosen Musikerinnen in allen Kapellen?

Herzlich grüßt Sie

Gisela Hohlmann

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Als Einstieg sollte in jedem Fall eine passive Mitgliedschaft der interessierten Neusser Damen diskutiert werden. Eine aktive Mitgliedschaft sollte sorgfältig durchdacht werden: nur Damen-Züge, gemischte Züge oder auch die Düsseldorfer Lösung eines Amazonen-Zuges.

Etwas nähere Schützenfesterfahrung konnte ich in den Jahren 1989 bis 1994 selber erleben: als stellv. Landrätin durfte ich am Frühstück im Zeughaus teilnehmen und anschließend mit den Herren des Komitees und den Gästen „über den Markt“ ins Rathaus gehen.

Mir hat das Erleben der Parade auf dem Balkon mehr Freude gemacht, als wenn ich dort unten in der strahlenden Sonne hätte stehen müssen. Ich wünsche Ihnen interessante Diskussionen.

Ursel Meis

 

 

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Da ich unser Schützenfest liebe und somit sehr an einem harmonischen und fairen Fortbestand interessiert bin, nehme ich auch sehr gerne zu der gestellten Frage Stellung. Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich persönlich - wie viele Frauen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis-auf keinen Fall aktiv im Regiment mitmarschieren möchte. Darüber hinaus kann ich mir auch - noch - nicht vorstellen, wie es wäre, wenn beim Neusser Schützenfest Frauen an mir vorbeiziehen würden.

ABER:

Nur, weil es immer so war und man es sich nicht so recht vorstellen kann, heißt es ja nicht, dass es schlecht oder falsch wäre.

Im Gegenteil ! Es gibt Frauen, die sich eine aktive Mitgliedschaft wünschen und damit natürlich auch gehört werden müssen. Warum sollten sich nur Männer zu diesem besonderen Neusser Ereignis zusammenschließen und einen Zug gründen, auf diese Weise ihre Freundschaft und den Zusammenhalt stärken und damit an der wunderbaren Tradition teilnehmen dürfen, während Frauen das in Neuss verwehrt bleibt ?!?

Die Zeiten ändern sich und kein Verein wird sich heutzutage der ernsthaften Diskussion über diese Fragen entziehen können, ohne damit einen etwas „verstaubten“, - mit Verlaub - vielleicht sogar ignoranten Eindruck zu hinterlassen.

Vielleicht mag die Zeit für eine aktive Mitgliedschaft von Frauen in Neuss noch nicht ganz reif sein, aber das ernsthafte Umdenken muss jetzt dringend beginnen !

Mein persönlicher Wunsch wäre zumindest die Möglichkeit einer - durch die hierzu wohl notwendige Änderung der Satzung legitimierten - passiven Mitgliedschaft von Frauen, damit Entscheidungen über einzelne Fragen u.A. zur Ausgestaltung des Schützenfestes, das wir ja nun schließlich alle gemeinsam feiern, auch im Vorfeld verantwortungsvoll von Frauen mit getroffen werden können.

Außerdem sollte ein Umdenken von ebenfalls überholten „Gepflogenheiten“ stattfinden. Nachdem die „Zoch Zoch-Veranstaltung“ nun (endlich) auch von den weiblichen Mitgliedern des Hauptausschusses des Stadtrates besucht werden darf, kann es z.B. nicht sein, dass es immer noch keine weiblichen Ehrengäste gibt.

Die Beteiligung der Frauen am Schützenfest, natürlich auch- aber eben nicht nur - als „Röskes“ insgesamt sollte einfach selbstverständlicher und damit zeitgemäßer werden, um unser wunderschönes Brauchtum auch nach diesen letzten etwas komplizierteren Jahren künftig wieder entspannt weiterführen und gemeinsam feiern zu können.

Ruth Sternemann-Böcking

 

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Der mutige und äußerst professionell gestaltete Antrag der Freunde von ‚Fein Raus‘ ist die überfällige Antwort der reflektierten Schützengemeinschaft auf eine in Neuss offensichtliche und doch unterrepräsentierte Diskussion, die anders, wie teils behauptet, genau zur richtigen Zeit kommt. Es ist 2022 und immer noch müssen sich Frauen mit einer passiven Rolle im Schützenfest abfinden. Das dies weder von den aktiven Schützen böswillig eingefordert, noch für alle Röskes ein wirkliches Problem darstellt, liegt auf der Hand. Aber, dass es eine Wahlmöglichkeit schlicht nicht gibt, auch als Frau aktiv zu sein, ist nicht hinzunehmen. Deswegen bin davon überzeugt: Die Satzung des NBSV muss geändert werden! Es geht um mehr, als die Möglichkeit Uniform zu tragen. Es geht um Gemeinschaft und um Netzwerke, die sich auch aus dem Schützenfest ergeben. Unser Schützenfest ist für die gesamte Stadtgesellschaft einfach zu bedeutsam, als dass man es dabei belassen könnte, dieses als „Männerfest“ zu feiern. Das Schützenfest ist wunderbar, (auch) wie es bisher gefeiert wurde und warum sollte sich das ändern? Deswegen, liebe Schützen: gebt Euch einen Ruck, habt keine Angst und „Frauen rein in den Verein!“

Gereon F. Breuer,

Mitglied im Zug der Neusser Scheibenschützen

 

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Ich begrüße und unterstütze den Antrag der Frauen, aktives Mitglied des Neusser-Bürger-Schützenvereins zu werden. Was im Erfttal möglich ist, sollte auch in unserer Stadt gelten. Alles andere ist anachronistisch.

Da es im Umkreis auch weitere Vereinigungen gibt, die Frauen ausschließen, könnte eine positive Entscheidung eine Signalwirkung haben und endlich für wirkliche Gleichberechtigung sorgen. Die Weiterentwicklung von Traditionen ist Bestandteil unserer demokratischen Gesellschaft.

(Lieber Vorstand des NBSV, packen Sie es an!)

Susanne Benary

Stv. Bürgermeisterin

 

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Als langjähriges Mitglied des Neusser Bürger-Schützen-Vereins habe ich mich sowohl über die Aktion des Schützenlustzugs Fein Raus zum Fackelzug, als auch über den Antrag auf Satzungsänderung sehr gefreut. Zusammen mit dem Antrag die „Damenkarte“ in eine „Begleitkarte“ zu verwandeln, haben wir Schütz*innen so die Möglichkeit unser Heimatfest im Jubiläumsjahr so bunt und weltoffen zu feiern wie nie. Selbstverständlich werde ich beiden Anträgen deswegen gerne zustimmen!

Constanze Stroeks

Vorsitzende des Gleichstellungsbeirats der Stadt Neuss

 

 

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Ich halte sehr viel vom Antrag, Frauen im Schützenverein aufzunehmen, denn „Alles muss sich ändern, damit alles bleibt,wie es ist.“ Wie eine ganze Gesellschaft oder eine bestimmte Gruppe in der Gesellschaft, ist auch ein Verein gezwungen, sich immer wieder zu verändern. Alles, was leben will, muss sich verändern, sonst geht es unter. Die Öffnung für Frauen als aktive Teilnehmerinnen am Schützenfest würde dem Neusser Schützenwesen eine neue gesellschaftliche Dynamik verleihen. Darauf freue ich mich.

Armin Badort