Die Umzüge sind lang genug
Dr. Heiner Sandmann feierte zehnjähriges Jubiläum als Oberst
L &L: Herr Oberst, in diesem Jahr feierten Sie ihr zehnjähriges Jubiläum. Wie zufrieden waren Sie mit Ihrem Jubiläums-Schützenfest 2010?
Sandmann: Ich war sehr zufrieden. In meiner zehnjährigen Amtszeit war dies für mich das harmonischste und entspannteste Schützenfest, das ich erlebt habe - zumindest ‚an den Tagen’.
L &L: Warum erst ‚an den Tagen’?
Sandmann: Es gab vor Kirmes zwei Themen, die uns einige Sorgenfalten auf die Stirn getrieben haben. Zum einen die katastrophalen Wettervorhersagen, die ja in der Woche vor Schützenfest von Tag zu Tag schlimmer wurden. Zum zweiten die kurzfristige Erstellung eines Sicherheitskonzeptes für die Festwiese als Folge der Love-Parade-Ereignisse.
L &L: Kommen wir zunächst zum Wetter: Wie viele Notfallpläne hatten Sie denn in der Tasche?
Sandmann: Die Auswirkungen des Wetters werden deutlich überschätzt. Zehn Jahre Amtszeit als Oberst sind 100 Umzüge. Davon habe ich erst einen im Vorfeld abgesagt, zwei wurden abgebrochen, ansonsten konnten wir marschieren. Aber richtig ist: In diesem Jahr waren die Vorhersagen besonders katastrophal. Dafür ist alles eigentlich sehr gut und trocken – wenn auch bei frischen Temperaturen – über die Bühne gegangen. Das hat sicherlich zur Entspanntheit des Festes beigetragen. Denn wenn man vorher eine (Wetter-) Katastrophe vorher gesagt bekommt und es dann im Großen und Ganzen glimpflich abgeht, ist man halt besonders erfreut.
L &L: Und beim Sicherheitskonzept?
Sandmann: Es war sicherlich richtig, dass nach den schrecklichen Vorfällen bei der Love-Parade in Duisburg auch in Neuss noch einmal alles überprüft wurde. Fakt ist allerdings auch, dass bei der Erstellung des notwendig gewordenen neuen Sicherheitskonzeptes festgestellt wurde, dass die Verantwortlichen des Neusser Bürger-Schützen-Vereins auch schon vorher über exzellente Notfallpläne und -Strukturen verfügten. Einzig signifikante und auch sichtbare Neuerung durch das neue Sicherheitskonzept war die deutliche Kennzeichnung der Notausgänge auf der Festwiese.
L &L: Wie waren Sie mit der Disziplin des Regimentes zufrieden.
Sandmann: Auch hier gab es dieses Jahr keine großen Anmerkungen. Dafür, dass so viele Menschen in fröhlicher und ausgelassener Stimmung unterwegs sind, geht es im Regiment diszipliniert und ordentlich zu. Ich glaube, unter dem Strich wissen die Schützen, dass sie in diesen Tagen nicht nur fröhlich feiern, sondern in einem gewissen Sinne auch ihre Heimatstadt repräsentieren.
L &L: Der neue Marschweg am Dienstagnachmittag unter Aussparung des Marktes war eine signifikante Neuerung in diesem Jahr. Hat diese sich bewährt?
Sandmann: Uneingeschränkt ja. Das Regiment zog deutlich flüssiger und schneller, es gab weniger Staus und man war früher auf der Wiese.
L &L: Wird es eine Wiederholung geben?
Sandmann: Ja, die Entscheidung ist getroffen - einvernehmlich zwischen Korpsführern, Komitee und Oberst. In Zukunft wird der Dienstagnachmittags-Umzug generell nicht mehr über den Markt ziehen, sondern wie im Jahr 2010 am Rheinischen Landestheater vorbei Richtung Festwiese. Kleine Premieren-Probleme werden wir 2011 noch beseitigen. So müssen wir besser organisieren, dass die noch wartenden Schützen von Schützenlust, Hubertus-Schützen und Schützengilde rund um die Pegeluhr so aufgestellt sind, dass sie nicht den Zugweg der wieder zurückkehrenden Grenadiere kreuzen müssen. Aber das sind Kleinigkeiten, die werden wir in den Griff kriegen.
L &L: Wird es auch weitere Zugwegänderungen, zum Beispiel am Montagnachmittag, geben?
Sandmann: Im Moment nicht. Am Montagnachmittag müsste ja dann der Zugweg komplett verändert werden. Und im Gegensatz zum Dienstagnachmittag sind montags beim Rückzug über den Markt die Tribünen oftmals noch gut besetzt. Das muss man berücksichtigen. Allerdings sollte man auch was den Montagnachmittag angeht, nie ‚nie’ sagen.
L &L: Ist denn beim stetig wachsenden Regiment eine Zugwegverlängerung eine andere Alternative?
Sandmann: Nein. Die Zugwege sind an der ‚Grenze des Wachstums’ angekommen. Eine erneute Verlängerung lehne ich ab. Die Schützen laufen an den Festtagen wirklich genug. Außerdem schafft man mit längeren Zugwegen zusätzliche ‚tote Ecken’, und nichts ist langweiliger für einen Schützen, als an einem zuschauerfreien Gehweg vorbeizulaufen.
L &L: Was erhofft sich der Oberst an Verbesserungen für das Schützenfest 2011?
Sandmann: Dass die Verantwortlichen auf der Rennbahn in ihrem Bemühen, den Schützen eine ansprechende und gut präparierte Festwiese zur Verfügung zu stellen, erfolgreicher sind als in diesem Jahr.