lustundleute.de/

 

Carmen Kuhnert

 

Carmen Kuhnert ist "Röske" aus Leidenschaft und hat die wichtigsten Tipps für Schützenfrauen zusammen getragen in ihrem Beitrag "Die Nüsser Röskes" für das Buch "Freut Euch des Lebens", das die Neusser Heimatfreunde herausgegeben haben. In Lust & Leute beleuchtet sie als ,,Carmen Kolumna" das Schützenfest aus der Sicht einer engagierten (Schützen-) Frau. Sie stammt aus einer Schützenfest-begeisterten Familie (ihr Vater Heinz Peter Jansen errang 1978 die Königswürde und brachte als Major das Jägerkorps auf Vordermann) und erklärt, wie  "Emanzipation op Nüsser Art" funktioniert: "Wenn wir uns über die Schützenfest-Tage mal verstärkt einbringen, tragen uns unsere Männer für den Rest des Jahres auf Händen - das lohnt sich doch."2010 schoß ihr Mann Werner Kuhnert den Vogel ab und machte sie damit für ein Jahr zur Neusser Schützenkönigin.

Nebenstehender Bericht
für Lust & Leute 2-2011 ist
erschienen im November 2011.

Neusser Heimatlied: Leben und Wirken von Hubert Derrez

Carmen Kuhnert über den fast vergessenen Schöpfer des Neusser Heimatliedes / Dort wo die Erft den Rhein begrüßt

 Hubert Derrez

,,Er hat es im Ohr, sie hat es im Ohr, jeder singt es, egal ob klein, ob groß.“ Nie zuvor hat ein Liedtext so berührt, ging eine Melodie so ins Herz. Wenn Neusserinnen und Neusser ihrem Herzen Luft machen und von ihrer Heimatstadt ins Schwärmen geraten, dann tun sie es in einem Lied. Dem Lied!

Unzählige Male ist es gerade erst wieder erklungen. Rund um unser Schützenfest, bei den Zusammenkünften in den Zügen, den Korps, bei den Ehrenabenden. Präsident Thomas Nickel mußte nur die Parole ausgeben, dann sang der ganze Saal aus voller Brust mit. Man könnte meinen, diesen Strophen ,,wohnt ein Zauber inne“, aber es ist Liebe - Liebe zu unserer Stadt Neuss.

Geschmettert wird es überall, unser Heimatlied ,,Dort wo die Erft den Rhein begrüßt“. Aber wer weiß wirklich etwas über den Mann hinter dem Liedgut, wer war Hubert Derrez?

Hubert Derrez wurde am 4. März 1922 auf der Promenadenstraße und damit im Herzen von Neuss geboren. Er wuchs auf der Keltenstraße in einfachen Verhältnissen im Dachgeschoß gegenüber der Großwäscherei Heynen auf. Dort, wo immer zur Kirmeszeit die weißen Hosen gestärkt wurden.

Heimatverbunden war er Mitglied in zahlreichen Neusser Vereinen, so bei den Heimatfreunden, im Jägerzug ,,Further Jonges“, im Neusser Hubertuszug ,,Kameraden 57“, im VfR 06 Neuss und vermutlich auch bei den Blauen Funken.

Für seine kleinen und großen Verdienste erhielt er u. a. 1989 die Ehrenmedaille der Heimatfreunde und auch das Goldene Abzeichen des Neusser Bürger-Schützenvereins.

Nachdem er das Elektrohandwerk erlernt hatte, zog Hubert Derrez von 1941 bis 1945 als Soldat in den Krieg.

Als Pförtner im Arbeitsamt auf der Marienstraße sorgte er später für den Unterhalt, welcher aber durch die schwere und lang anhaltende Erkrankung seiner Ehefrau und die damit verbundenen Krankenhaus-Aufenthalte nicht reichte.

So versuchte er seine finanzielle Situation mit Malen von Neusser Ansichten und diversen anderen Nebenverdiensten aufzubessern. Später bezog er eine kleine Wohnung auf dem Gelände der alten Sauerkrautfabrik auf der Kapitelstraße und wohnte dort bis zu seinem Lebensende.

Hubert Derrez starb am 3. September 1996. Auf seinem Grabstein auf dem neuen Friedhof an der Rheydter Straße, gegenüber der Einfahrt zur Autobahn nach Krefeld, ist die erste Strophe des Heinmatliedes ,,Dort wo die Erft den Rhein begrüßt“, in Stein gemeißelt.

Vielleicht erinnert irgendwann einmal eine kleine Tafel am Haus seiner letzten Wohnung auf der Kapitelstraße an den bescheidenen, liebenswürdigen Neusser Heimatdichter.

Aber wer braucht schon wirklich Erinnerungstafeln, wenn er in den Herzen und Kehlen der Neusser so verwurzelt ist.

 

Wie und wo entstand das Neusser Heimatlied

,,Dort wo die Erft den Rhein begrüßt!"

Wer hätte es gedacht, beim ,,Nüsser Ovend“ der Heimatfreunde schlug die eigentliche Geburtsstunde. Ein gewisser ,,Schäng“ Dahmen hatte für die Brauchtums- und Karnevalsfreunde der Neusser Heimatfreunde bei Hubert Derrez eine Hymne in Auftrag gegeben. Und so dichtete und komponierte er das gewünschte Heimatlied und stellte es anläßlich des 38. Nüsser Ovends 1956 höchstpersönlich der Öffentlichkeit vor.

Der Saal brodelte, die Neusser waren hingerissen, dieses Lied war ein Erfolg auf der ganzen Linie. Seither schloss der Ovend mit der rhetorischen Frage, ob denn der Hubert Derrez im Saal sei, seit dieser Zeit gehört das Lied unverzichtbar zum Finale des Nüsser Ovends.

Die späteren Oberbürgermeister Peter Wilhelm Kallen und Herbert Karrenberg waren von dem neu geschaffenen Heimatlied ebenfalls so begeistert, dass sie es überall bekannt und zu der Neusser Hymne machten.

Auch der Neusser Bürger-Schützenverein mit seinem damaligen Präsidenten Hermann-Wilhelm Thywissen konnte sich dem Zauber des Liedes nicht entziehen und auch hier wurde bei allen Zusammenkünften und Versammlungen die geflügelte Frage, ob denn der Hubert Derrez im Saale sei, gestellt und dann inbrünstig gesungen.

Seit seiner Premiere 1956 ist somit ,,Dort wo die Erft den Rhein begrüßt“ unverzichtbarer Bestandteil unserer Kultur, unserer Stadt. Beim Nüsser Ovend, wie vor und auf die Tage unseres Heimatfestes im August, ist diese Hymne in aller Munde und sie wird als solche die Neusser immer begleiten, weil sie liebgewordene Tradition ist.

Hubert Derrez sei Dank!

 

Carmen Kolumna

,,Lust & Leute“ no die Dag 2011

Hubert Derrez Todesanzeige