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Carmen Kuhnert

 

 Carmen Kuhnert für

 Lust & Leute No die Dag 2009,

 erschienen im November 2009.

Ausnahmezustand: Neuss fünf Tage aus dem Häuschen

Carmen Kuhnert über Schützenfest und Festwiese, launisches Königswetter und groben Splitt

Geissel

 

,,D´r Rhing erop, d´r Rhing erav, blos Sonnesching,“ so könnte die diesjährige Überschrift lauten für das ,,größte Schützenfest der Welt“, auch wenn es manchmal immer noch nicht in ganz Deutschland zur Kenntnis gelangte. Denn was Hannover mit der Beteiligung von Schützen aus ganz Deutschland aufbietet, stemmen wir Neusser ganz alleine und dies sehr eindrucksvoll in diesem Jahr mit 6797 Marschierern.

Eben noch in Kirmesvorfreude, denn das Fest liegt nur wenige Wochen hinter uns, planen wir schon wieder die Weihnachtseinkäufe. Ja, Schützenfest ist sozusagen der ,,Vorbote der Weihnachtszeit“, sagt der Einzelhandel. Wieso liegen auch sonst die Dominosteine bereits im August fast neben den Kirmessocken in den Regalen. Dieses Phänomen hält sich übrigens seit Jahren. Doch bevor wir hier zuschlagen, muss es deutlich kühler und die Tage erheblich kürzer werden.

Zurück zum Fest und zu dem Wetter, das wir Neusser allgemein als ,,Königswetter“ bezeichnen und das uns in diesem Jahr mallorquinische Verhältnisse bescherte. Tausende Menschen aus Nah und Fern nutzten die überaus guten Bedinungen bei Tag und an den späten Abenden, so dass es auf Markt und Rollmopsallee bis hin zum Kirmepslatz von Besuchern nur so wimmelte.

Die Übertragung der ,,Königsparade“ im WDR machte denen Lust auf Neusser Schützenfest, die noch nie live dabei waren. Eindrucksvolle Bilder, wie wir sie kennen.

Dem heiligen Quirinus am nächtlichen Sternenhimmel in sattes blau gehüllt, scheint im Vorfeld eine ganze Kerzenfabrik zu Füssen gelegt worden zu sein, sonst hätten wir schon eher nasse Füße bekommen. Oh heiliger Quirinus, aber die trockenenen Sandstürme, welche Sonn- und Montag über die Festwiese hinweg fegten, die waren nicht ganz so prickelnd, aber für die konnte er wirklich nichts.

,,Sind sie schon paniert oder marschieren sie noch?“ Staub und Dreck von den Haaren bis zu den Schuhen hinterließen ihre Spuren. Eindeutige Trendfarbe der Kimres-Spätsommertage: braun.

Wenn ich an dieser Stelle eine wohlmeinende Empfehlung abgeben dürfte, dann sollten die bereits laufenden und noch anstehenden Baumaßnahmen auf der Rennbahn um einen Posten erweitert und entschärfend der Vorplatz des Zeltes schlichtweg gepflastert werden! Zumal es traditionell immer an der gleichen Stelle steht. ,,Dröm heröm“ ist soviel Grün, das wird der Festwiesenromantik keinen Abbruch tun.

Somit wäre auch das Aufsuchen der sicherlich ausreichend vorhandenen Toilettenanlagen wieder ein Kinderspiel, wofür man in diesem Jahr beinahe eine ,,Trekkingausrüstung“ benötigte! Kleiner und damit feinerer Splitt hätte es durchaus auch getan, statt der ,,Gesteinsbrocken“, die zum Ärgernis so manch junger und alter Schützen und ihrer Besucher wurden. Man muss die Rahmenbedingungen nicht perfektionieren, man kann es aber anstreben.

Da eine nur oberflächlich betrachtetet ,,Trockenperiode“ irgendwann ein Ende hat, kam es Kirmesdienstag, wie es kommen musste und der bis dahin glänzend mitspielende Himmel öffnete seine Schleusen.

Ausgerechnet am letzten Tag kam so viel Wasser herunter, dass der Nachmittagsumzug nur noch ,,teilweise“ zog. Ein Teil marschierte tapfer weiter, während der andere Teil unter den schützenden Schirmen an den Theken von Neuss Zuflucht suchte. Der arme und in Frischhaltefolie gewickelte Oberst war tapfer bemüht, vom Pferd aus seine ,,Truppen“ zusammen zu halten, aber unter solchen Wetterbedingungen ein recht schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen.

Weil es aber dennoch ein schöner Tag war, ,,schwammen wir dann zur Abwechslung mal wieder zur Festwiese rüber“, wo am letzten Tag des Schützenfestes neue ,,Herrscher“ ermittelt werden. ,,Der König ist tot, es lebe der König“, sah einen glücklichen Dr. Achim Goetz auf dem Podium, dem nun ein garantiert fulminantes Schützenkönigsjahr bevorsteht. Glückwunsch dazu auch an seine, unsere Königin Dr. Heidi Goetz und den Schützenlustzug ,,Nur so“, aus dem damit bereits der zweite Schützenkönig nach K. T. Reinhart hervorgeht.

Eine glückliche Hand und glückliche Zeiten auch für den Hohen Reitersieger Dr. Randolf Coburg und den Artilleriesieger Dietmar Ludwigs mit ihren Siegerinnen.

Nicht zu vergessen auch der ,,kleine König“. In diesem Jahr freute sich Phil Robin Piekny über die eigene Treffsicherheit.

Noch einmal brandete Beifall auf und ,,Aachener Soers-Fluidum“ überzog die Tribünen beim ersten Vorbeimarsch am neuen Schützenkönig und neuen Reitersieger. Und als sich die mittlerweile ,,warmgelaufenen“ vertrauten und bekannten Kapellen aus ganz Deutschland heftig winkend von ihrem dankbaren Neusser Publikum verabschiedeten, bekam so manch einer Gänsehaut.

Apropos: Den Gänsen für ihre Zukunft ein wohlmeindendes ,,Kopf hoch“. Ich verabschiede mich an dieser Stelle auch ganz herzlich und wünsche uns allen eine glückliche Zeit.

 Carmen (Kolumna) Kuhnert

 für ,,Lust & Leute“ no die Dag 2009

Ausnahmezustand