Doppelter Zugweg über den Markt?
Im letzten Jahr sprach Oberst Dr. Heiner Sandmann in einem Interview mit Lust & Leute noch davon, dass der doppelte Zugweg über den Markt eine ,,heilige Kuh“ sei, die wohl kaum geschlachtet würde. Wie aber jetzt aus Kreisen des Komitees und der Korpsführer zu hören ist, soll im nächsten Jahr mindestens ein Umzug (Montag- und/oder Dienstagnachmittag) probeweise über eine alternative Strecke zur Schützenweise zurückgeführt werden. Der Rückmarsch soll nicht mehr über den Markt erfolgen. Nebenstehend exemplarisch zwei Meinungen dazu:
Werner Krause: Pro
,,Wie ist es doch schön, nach einem langen Marsch anzukommen. Wenn die Füße aus den Schuhen quellen und der Durst neue Höchststände errreicht, tröstet jeden Marschierer heimzukommen, dorthin wo er gestartet ist. Das ist aber nun einmal nicht das Kreishaus, sondern der Markt. Dort wo alles beginnt, sollte auch das lange Laufen ein Ende haben.
Es gibt natürlich immer praktische Überlegungen, die organisatorisch vielleicht Vorteile bringen. Aber ist Kirmes praktisch?
Kirmes lebt auch von seinen unpraktischen Dingen, wie Verzögerungen, die den Füßen eine Rast erlauben und die vielleicht auch Kommunikation zwischen Marschierern und Zuschauern möglich macht. Ich halte dies für ein wesentliches Moment.
Man sollte sich nicht der letzten Gelegenheit zu einem Plausch am Zugweg berauben.
Deshalb meine Forderung:
Am Anfang und am Ende steht der Löwe!“
Klaus Patzelt: Contra
,,Welcher Neusser Schütze möchte nicht ständig über den Markt marschieren? Ich kenne keinen. Aber leider gibt es Sachzwänge infolge des sich ständig vergrößernden Regimentes. Ob der langen Zugwege schmerzen die Füsse, Tribüne und Straßenränder sind oftmals leergefegt und das Marschieren besteht aus unzähligen Staus, die von vielen zum Rauchen, Telefonieren und Trinken genutzt werden - wahrlich kein schöner Anblick. Die Initiative des Komitees für einen alternativen, marktlosen Rückzug böte die Möglichkeit zur Verkürzung der Zugwege: Ältere und Fußkranke könnten wieder mitmarschieren, die Zuschauer sähen ein adrettes Regiment in Bewegung und eine zeitige und geordnete Rückkehr auf die Wiese (vielleicht dann ja nicht mehr über die konflikt- und stauträchtige Rollmopsallee) wären die Folgen. Die längere Aufenthaltszeit könnte zum Plauschen in gemütlicher Runde dienen. Die Initiative des Komitees ist zukunftsorientiert und stellt keinen Bruch mit der Tradition dar. Möge das Experiment gelingen und uns ein streßfreieres und schöneres Schützenfest ermöglichen.“