lustundleute.de/

 

,,Wovor habt Ihr Männer Angst?"

Ist unser Schützenfest noch zeitgemäß?

Die Frage lässt sich leicht beantworten: NEIN, unser Schützenfest ist nicht mehr zeitgemäß!

Toni und Samira

Das legen verschiedenste Gründe nahe. Die meisten davon haben unsere Freunde von Fein Raus bereits aufgezählt. Gerne möchten wir an der Stelle die weibliche Perspektive einbringen, denn damit fängt es ja schon an: Die weibliche Meinung hat im Schützenwesen kaum Platz. Die Tatsache, dass Männer sich für die Rechte von Frauen einsetzen (müssen), zeigt doch bereits die Wurzel des Problems: Wir Frauen verfügen nicht über ein seit Jahrhunderten gepflegtes brüderliches (!) Bündnis mit viel Kapital und Entscheidungsgewalt. Die Strukturen des Neusser Schützenwesens sind so festgefahren, dass Frauen selten über die Rolle der Schützengattin (!) hinaus, geschweige denn als konstruktive Mitgestalterinnen eines so gesellschaftlich tragenden Events stattfinden. Daran sollten wir etwas ändern, und zwar alle zusammen! Denn nur, wenn wir mit einer zeitgemäßen Satzungsänderung keine Grenzen mehr zwischen Geschlechtern ziehen und Diversität grundsätzlich in den Fokus rücken, kann das Neusser Schützenfest für die nächsten Generationen attraktiv bleiben und bestehen.
Denn Männer, mal ganz ehrlich: Wovor habt ihr Angst? Welche Nachteile ergeben sich für Euch persönlich daraus, alle Geschlechter aktiv einzubeziehen? Keine Sorge, wir streben doch nur Gleichberechtigung und keine Revolte an – ihr werdet nicht an den Straßenrand zum Zugucken und Blümchenbringen verbannt. Versprochen.
Denn auch ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt: Die Welt ist nie untergegangen, wenn Männer Sorge hatten, ihnen könnte durch die aktive Partizipation von Frauen an gesellschaftlichen Prozessen und Entscheidungen etwas weggenommen werden. Eher das Gegenteil ist der Fall. Oder wie würdet ihr Eurer Tochter erklären, dass sie nicht wählen, studieren oder arbeiten darf? Unvorstellbar? Finden wir auch! Und nicht mehr als eine solche Selbstverständlichkeit fordert diese Debatte.
Lasst uns also gemeinsam den Weg ebnen. Dafür brauchen wir auch die Röskes, die – so wie wir - gut darauf verzichten könnten, bei sommerlichen Temperaturen in einer warmen Uniform zig Kilometer durch die Neusser Innenstadt zu spazieren. Wir sollten uns als marginalisierte Gruppe im Schützenwesen miteinander solidarisieren. Jede:r sollte die Rolle einnehmen dürfen, die er oder sie möchte.
Denn mal ehrlich: Für welchen Teil der Brauchtumspflege ist das männliche Geschlechtsorgan unabdingbar? Marschiert ihr auf drei Beinen?
Samira Dutine, Antonia Küpping