Es gibt nichts Schöneres, Größeres und Imposanteres
L&L.: Wie ist die Bilanz Ihres Schützenjahres kurz vor dem „Endspurt?“
Petra Frankenheim-Napp-Saarbourg: Wir haben bis jetzt ein sehr schönes Königsjahr erlebt. Egal auf welchen Veranstaltungen wir eingeladen waren, ob auf den eher offiziellen oder den privaten, ob bei den einzelnen Schützenzügen, ob im Karneval oder den Schützenfesten in den Neusser Vororten - wir sind überall sehr herzlich aufgenommen worden. Jeder hat sich auf seine Art viel Mühe gegeben.
Christoph Napp-Saarbourg: Natürlich ist die Freude über unsere Anwesenheit in erster Linie dem Amt geschuldet, aber das Interesse galt auch Petra und Christoph Napp-Saarbourg. So ist die Verbindung zu vielen netten Menschen entstanden und natürlich haben wir auch viele Freunde und Bekannte getroffen, die sich freuten uns in offizieller Funktion zu erleben.
L&L.: Gab es bei diesen vielen Terminen für Sie neue „schützenfestliche“ Erkenntnisse
Christoph Napp-Saarbourg: Ich bin schon lange dabei, auch in unterschiedlichen Funktionen ehrenamtlich engagiert und seit 1983 aktiver Schütze. Natürlich kenne ich deshalb viele Leute und Veranstaltungen. Aber Termine, die wir schon früher besucht haben, lernten wir jetzt als Königspaar aus einer ganz neuen Perspektive kennen. Außerdem ist bereichernd zu erleben, wie vielfältig das Fest übers Jahr gelebt wird und wie unterschiedlich die Aktivitäten sind. Obwohl ich leider den Eindruck habe, dass die Zahl der klassischen Zugkrönungen inzwischen ein wenig zurückgegangen ist.
L&L.: Spielt das „Majestät sein“ auch im Alltag eine Rolle?
Christoph Napp-Saarbourg: Ja. Das hängt auch damit zusammen, dass ich durch meinen Beruf als Apotheker in der Innenstadt für die Menschen auch im Alltag greifbarer bin als frühere Majestäten, die vielleicht gar nicht in Neuss gearbeitet haben. Manche Kunden in der Apotheke weisen ihre Begleitung freundlich darauf hin, dass sie gerade vom Schützenkönig bedient werden. Das zeigt, dass dieses Amt vielen Neussern offenbar etwas bedeutet.
L&L.: Warum wollten Sie Schützenkönig werden?
Christoph Napp-Saarbourg: Als „Nüsser Jung“ gibt es doch nichts Schöneres, nicht Größeres, nichts Imposanteres. Deshalb war das schon immer ein Thema. Denn diese Entscheidung, das Amt anzustreben, trifft, davon bin ich überzeugt, keiner spontan. Jeder, der auf den Vogel schießt, hat sich damit vorher länger beschäftigt. So war es bei mir auch. Und da sowohl meine Frau als auch unsere Tochter die gleiche Begeisterung in sich tragen, habe ich es dann 2013 das erste Mal versucht.
L&L.: Zweimal haben Sie es vergeblich versucht, beim dritten Mal haben Sie alleine geschossen, da konnten Sie es doch locker angehen lassen?
Christoph Napp-Saarbourg: Natürlich ist es etwas anderes, wenn man alleine schießt. Aber die Anspannung ist als einziger Bewerber genauso wie beim Wettkampf mit weiteren Bewerbern. Denn natürlich möchte man als Einzelschütze auch in einem angemessenen Zeitrahmen und mit einer guten Vorstellung den Vogel herunterholen. Ich glaube, die Freude bei den Besuchern auf der Wiese ist in dem Moment, wenn der Vogel fällt gleich groß, egal ob bei einem Einzelbewerber oder nach einem Wettkampf.
L&L.: Was ist das für ein Gefühl, wenn es endlich geschafft ist?
Petra Frankenheim-Napp-Saarbourg: Der Moment, als der Vogel fiel, war total emotional. Pure Freude und man wird wie auf einer Woge der Herzlichkeit getragen. Da sind die Zugkameraden, Familie und Freunde auf der Schützenwiese, die einem zujubeln, wenn man ins Zelt gleitet wird. Das sind Momente, an die wir uns immer erinnern werden.
Christoph Napp-Saarbourg: Ein ganz besonderer Moment ist auch am Dienstagabend, wenn der Schützenkönig auf dem Markt feierlich vom Bürgermeister in der Stadt willkommen geheißen wird und aus dem Stadtpokal einen Schluck Sekt gereicht bekommt.
Petra Frankenheim-Napp-Saar-
bourg: Im vergangenen Jahr wurde die Königin zum ersten Mal am Dienstagabend von der Festwiese in der Kutsche gemeinsam mit dem König zum Rathaus gefahren, was ein ganz besonderes Erlebnis war. Anschließend auf dem Balkon den Jubel der Schützen zu erleben, war Gänsehaut pur.
L&L.: Mit was für einer Einstellung geht man das Amt des Schützenkönigs an?
Christoph Napp-Saarbourg: Mit sehr hohem Respekt. Deshalb war und ist es für uns z.B. wichtig, dass wir immer dem Anlass entsprechend gekleidet und aufgetreten sind.
Petra Frankenheim-Napp-Saarbourg: …und es wird schon geguckt, wie sieht die Königin aus und was hat sie an.
Christoph Napp-Saarbourg: Der Schützenkönig ist einer der Hauptakteure in einem prächtigen Schauspiel. Und ich glaube, man sollte sich an die Spielregeln und die Regularien halten. Denn diese tragen dazu bei, dass das Fest in seiner unverwechselbaren Art fortbesteht und von Generation zu Generation weitergetragen wird. Mit der eigenen Persönlichkeit kann man das Amt in einem gewissen Rahmen ausgestalten, aber man sollte die Person nie über das Amt stellen.
L&L.: Wie haben Sie es denn ausgestaltet, gibt es ein Motto?
Christoph Napp-Saarbourg: Unser Motto lautet „Mit Freude mittendrin“. Und das leben wir auch. Wir haben eigentlich fast alle Einladungen, die uns erreicht haben, angenommen. Das hat durchaus dazu geführt, dass wir an manchen Tagen mehrere Termine und Einladungen hatten, bei denen wir nur kurz anwesend sein konnten. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich die Gastgeber trotzdem riesig gefreut haben. Auch ein kurzer Besuch ist eine wichtige Geste der Wertschätzung, was auch immer so verstanden wurde.
Petra Frankenheim-Napp-Saarbourg: Ein besonderer Höhepunkt des Jahres war sicherlich der gemeinsame Besuch mit der Kardinal-Frings-Gesellschaft in Köln und anschließend der Aufstieg auf den Kölner Dom.
Christoph Napp-Saarbourg: Sehr beeindruckend war auch das Baiern auf den Quirinus-Münster, bei dem ich die Ehre hatte, dabei sein zu dürfen.
L&L.: Wie lässt sich denn das Leben im „Siegerkreis“ an?
Christoph Napp-Saarbourg: Es ist für uns ein großes Glück, dass wir uns mit dem Reitersieger-Paar Gitta und Burkhard Witte gut verstehen. Hier hat die Chemie ab dem ersten Tag gestimmt. Das war auch wichtig, weil wir gemeinsam zu den Krönungsfeierlichkeiten in der Stadthalle einladen. Nun wächst der Siegerkreis aus den einzelnen Korps langsam zusammen und wir freuen uns auf die sich häufenden gemeinsamen Termine in diesem Kreis.
L&L.: Was bedeutet für Sie Schützenfest?
Christoph Napp-Saarbourg: Das Schützenfest hat eine hohe soziale und integrative Kraft, die man sich von draußen kaum vorstellen kann. Ohne Schützenfest wäre Neuss nicht das was es ist: liebenswert und lebenswert. Natürlich auch ein bisschen spießig, aber friedvoll und herzlich. Zudem haben wir dank des Schützenfestes mit dem Schützenfest-Montag noch einen zusätzlichen Feiertag, den es anderswo nicht gibt.
Petra Frankenheim-Napp-Saarbourg: Vor allem die Schützenwiese ist unbezahlbar. Es gibt doch nichts Schöneres als über die Wiese zu schlendern, alte Freunde zu treffen und ins Gespräch zu kommen.
L&L.: Was für einen Orden dürfen die Schützen erwarten?
Christoph Napp-Saarbourg: Als ich die Idee für meinen Orden fix im Kopf hatte, habe ich mir etwas grafische Hilfe geholt. Er hat eine normale Form, ist aber trotzdem eine Besonderheit. Er passt zu mir. Manchmal ist weniger auch mehr.
L&L.: Gibt es Kriterien für die Ordensvergabe?
Christoph Napp-Saarbourg: Es sollen aktive Marschierer einen Orden erhalten und ich möchte ihn an diejenigen verleihen, zu denen ich eine persönliche Beziehung habe. Aber auch an solche Schützen, die sich ehrenamtlich einsetzen, zum Beispiel für die Stadt, im karitativen Bereich oder bei den Hilfsdiensten. Der Orden ist eine Auszeichnung, der am Königsehrenabend auch persönlich abgeholt werden sollte.
L&L.: Wie sieht es mit dem Königsgeschenk aus?
Christoph Napp-Saarbourg: Das Königsgeschenk passt in die Reihe der Geschenke, die wir mitgebracht haben, wenn wir eingeladen waren. Wir hatten immer eine „königliche Geschenkbox“ dabei, die individuell gefüllt war. Daran lehnt sich das Königsgeschenk an. Ob dies aber so klappt, wie wir uns das vorstellen, muss jetzt in den nächsten Wochen auch mit der Stadt geklärt werden.
L&L.: Wie bewältigt man jetzt den Endspurt?
Petra Frankenheim-Napp-Saarbourg: Mit Zeitmanagement, Disziplin und einem gut geführten Kalender. Aber auch mit herzlicher Vorfreude und einer gewissen Anspannung auf das große Finale Ende August.