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Beispielgebende Zusammenarbeit

Die Satzungskommission fand einen allgemein akzeptierten Kompromiss / Cornel Hüsch erklärt die Zusammenhänge

Auf der außerordentlichen Jahreshauptversammlung des Neusser Bürger-Schützen-Vereins erklärte Cornel Hüsch stellvertretend für den erkrankten Vorsitzender der Satzungskommission, Peter Söhngen, das Abstimmungsverfahren und die inhaltlichen und begrifflichen Änderungen. Der 50jährige ist Rechtsanwalt und Oberleutnant des Schützenlustzuges Quirinus-Treu. Er beantwortete die Fragen von Lust & Leute.

L&L: Was waren die Kernaufgaben der Satzungskommission?
Cornel Hüsch: Die Satzungskommission sollte keine neue Satzung entwerfen. Die Satzung des Neusser Bürger-Schützen-Vereins ist ein historisches Dokument, der Präsident sagt: Historisches Monument. Da verbietet es sich, aus Zeitgeistgesichtspunkten Änderungen vorzunehmen. Im Kerngerüst sollte es bei der traditionellen Satzung bleiben, die in den letzten 50 Jahren gute Dienste geleistet hat.
Aufgabe der Satzungskommission war es, die Wünsche der Mitgliederversammlung umzusetzen und einen Vorschlag zu unterbreiten, die Wahlvorgänge transparenter zu gestalten, Abstimmungsverfahren zu regeln, insbesondere geheime Wahlen zu ermöglichen, und über die Altersgrenze für Komiteemitglieder und deren Wahl, insbesondere der Chargen des Komitees, Regelungen zu finden.

L&L: Hat die Arbeit in dem Gremium gut geklappt?
Cornel Hüsch: Die Arbeit in der Satzungskommission war konstruktiv und offen. Hilfreich hierbei war die souveräne Leitung der Kommission durch Vizepräsident Peter Söhngen. Wir haben in vier Sitzungen die strittigen Fragen diskutiert und zu einem einvernehmlichen Ergebnis geführt. In der letzten Woche vor der Mitgliederversammlung haben wir dann mehrfach täglich die neuen Erkenntnisse hin und her gemailt. Es ist so etwas wie ein ,Satzungs-Chat-Room´ entstanden. So waren wir alle immer auf dem gleichen Stand der Diskussion. Oberschützenmeister Martin Flecken hat hier perfekt die Kommunikation unter uns und mit den Mitgliedern des Komitees organisiert.

L&L: Wurden auch Überlegungen von außerhalb der Satzungskommission eingearbeitet?
Cornel Hüsch: Selbstverständlich. Wir haben da doch nicht für uns gearbeitet, sondern für die Mitglieder des Neusser Bürger- Schützen-Vereins. Besonders wichtig waren die Ideen der Ideenschmiede rund um Armin Badort, der ja viele der strittigen Punkte benannt hat.
Aber auch neben diesen Ideen der ,Satzungsschmiede´ haben wir zahlreiche Mails von Mitgliedern erhalten, die sich in die Diskussion eingebracht haben. Wir haben das Komitee und die Korpsführer eingebunden. Ich finde, das war eine ziemlich beispielgebende Zusammenarbeit. Für so etwas brauchen wir im Schützenwesen keine Piraten. Sprechen und Kommunizieren ist eine Stärke der Schützen. Einen Unterschied gibt es da doch: Unsere Diskussionen sind vertraulich und bleiben es auch. Keiner muss mit einem ,shit-storm´ rechnen, nur weil er bei uns die Meinung sagt.

L&L: Gab es große Kontroversen bis zur Erarbeitung der Vorschläge?
Cornel Hüsch: Wie gesagt, wir haben vertraulich getagt und möchten das auch so halten. Es ist aber sicherlich kein Geheimnis, dass wegen der hervorragenden gemischten Zusammensetzung der Satzungskommission alle Positionen, die diskutiert wurden, auch in der Satzungskommission vertreten waren und auch diskutiert wurden.

L&L: Hat es Sie überrascht, dass ausgerechnet aus dem Kreise der Korpsführer bei der Altersgrenze von Komiteemitgliedern eine Verschärfung vorgeschlagen wurde?
Cornel Hüsch: Naja, Überraschung ist da eher das falsche Wort. Man muss wissen, dass mit Dr. Paul Oldenkott und Dr. Hans-Peter Zils ja zwei gewichtige Korpsführer in der Satzungskommission auch den Blick der Korpsführer eingebracht haben. Die konnten sicherlich nicht froh darüber sein, dass ausgerechnet ihre Kameraden einen der schwierigen Kompromisse offensichtlich nicht mittragen wollten. Vielleicht sah sich der eine oder andere Korpsführer in der Verpflichtung, Meinungen, die in seinem Korps vertreten werden, im Rahmen der Korpsführerversammlung eine Stimme zu geben.
Die Mitgliederversammlung hat ja sehr weise entschieden. Der Vorschlag der Korpsführer, eine starre Altersgrenze festzulegen, wurde nicht entsprochen. Im Übrigen eine Regelung, die auch in den meisten Satzungen der Korps so auch nicht vorgesehen ist.
In aller erster Linie sollten Wahlen von der Kompetenz und der Fähigkeit des Kandidaten abhängen, nicht vom Alter. Diese Frage wird sich sicherlich auch bald der ein oder andere Korpsführer selbst stellen müssen.

L&L: Ist mit den jetzt beschlossenen Änderungen die Satzung des Neusser Bürger-Schützen-Vereins „zukunftsfest“ oder werden wir bald wieder eine Satzungsdiskussion erleben?
Cornel Hüsch: Ich bin kein Hellseher. Ich bin aber sicher, dass die auf dem Tisch liegenden Fragen beantwortet sind. Der Neusser Bürger-Schützen-Verein zeigt nicht nur wegen der großen Attraktivität und der ständig wachsenden Mitgliederzahlen seine Zukunftsfähigkeit.

Es ist „modern Tradition zu haben“, und das ist zukunftssicher. Zukunftssicher ist ein Verein, der sich nie sicher fühlt, sondern ständig in Bewegung, in Entwicklung bleibt. So sehe ich den Neusser Bürger-Schützen-Verein, so habe ich die Diskussionen in der Satzungskommission empfunden und so sollte es auch weitergehen: Nichts ist so zukunftssicher wie eine lebendige Tradition.