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Jörg I. und Dorothee Antony

L&L: Ihr Königsjahr biegt jetzt praktisch auf die Zielgerade ein, was ist ihr Fazit kurz vor Beginn der heißen Phase?
Jörg Antony: Unser Königsjahr war bisher ein echter Knaller. Wir hatten ja vorher schon gehofft, dass uns die Schützen durch das Jahr tragen. Das ist auch passiert. Aber was uns beide besonders beeindruckt hat, war die Tatsache, dass auch viele Menschen, die nichts oder nur wenig mit Schützenfest zu tun hatten oder haben, uns wunderbar aufgenommen und unterstützt haben.
Dorothee Antony: Wir waren überrascht, wo wir überall gerne gesehen waren, ob bei den Einladungen der Stadt Neuss oder der Innenstadt-Initiative ZIN, ob bei den Kirchen oder zum Beispiel auf der Weihnachtsfeier der Multiple-Sklerose-Gesellschaft: Wir haben bei diesen Einladungen viele nette und auch sehr beeindruckende Erlebnisse und Begegnungen gehabt.

L&L: Nennen Sie ein paar Beispiele.
Dorothee Antony: Bei einer Veranstaltung wurde uns zum Beispiel ein Poesie-Album-Eintrag meiner Mutter geschenkt, den eine ihrer damaligen Klassenkameradinnen extra herausgesucht hatte. Oder schöne Fotos von uns beiden wurden uns zugesteckt.
Jörg Antony: Zudem haben uns viele liebe und anrührende Briefe erreicht, oft von Menschen die wir überhaupt nicht kannten. Dabei muss man sich aber immer vor Augen halten, dass es den Leuten in erster Linie um das Königspaar geht. Das Amt überstrahlt die Person. Die Menschen freuen sich über die Ehre, dass das Schützenkönigspaar sie besucht und erst in zweiter Linie über das Ehepaar Antony.

L&L: Ist das nicht frustrierend?
Jörg Antony: Überhaupt nicht. Die vielen unterschiedlichen Veranstaltungen waren äußerst bereichernd für uns. Sie waren wie ein großes Geschenk. Wenn wir aufgebrochen sind, haben wir uns stets gefühlt, wie vor einer Bescherung und waren gespannt und ein wenig aufgeregt.
Dorothee Antony: Und wir sind nirgendwo enttäuscht worden. Im Gegenteil: Eine der schönsten Veranstaltungen, die wir erlebt haben, war die Krönung eines Grenadierzuges, auf der wir zu Beginn des Abends keinen Menschen kannten. Man hat sich ganz liebevoll um uns gekümmert, wir hatten unendlich viel Spaß, es war ein ganz toller Abend.

L&L: Haben sie also nicht nur das Leben in Neuss, sondern auch dass Schützenfest mit seinen vielen Facetten neu kennengelernt?
Jörg Antony: Ich marschiere zwar schon seit vielen, vielen Jahren mit, aber eigentlich kannte ich vom Schützenfest - überspitzt gesagt - nur meinen Zug, den Zug vor und hinter uns und „meine“ Corpsspitze. Deshalb haben wir ja zu Beginn unseres Königsjahres die Devise ausgegeben, dass wir die Vielfältigkeit des Schützenwesens in Neuss kennenlernen wollten und wir uns über Einladungen aus den einzelnen Korps sehr freuen. Darauf haben viele reagiert, und so konnten wir wirklich viele neue und schöne Eindrücke gewinnen.
Dorothee Antony: Wir haben auch wirklich fast jede Einladung angenommen, nur Veranstaltungs-Hopping haben wir versucht zu vermeiden.

L&L: Haben Sie Ihr Königsjahr mit einem Motto versehen, oder gab es die Idee, dem Amt des Schützenkönigs einen besonderen, eigenen Stempel aufzudrücken?
Jörg Antony: Das war nicht unser Bestreben und hätte, glaube ich, auch nicht zu uns gepasst. Unser Motto lautete und lautet: Freude haben, Freude schenken, und das ist aus unserer Sicht voll aufgegangen. Die Freude am Schützenfest ist eine Botschaft für sich. Wir sind sehr gut vom Komitee begleitet und beraten worden, hatten unsere eigenen Freiräume und das nun näher rückende eigentliche Fest gibt den Rahmen und die Abläufe, in denen wir agieren werden. Darauf  freuen wir uns zum Abschluss noch mal besonders.

L&L: Was war eigentlich ihre Motivation, die Königswürde anzustreben?
Jörg Antony: Das hat schon viel mit meinem Großvater Ernst Heitzmann zu tun, der vor 60 Jahren - also 1953 - die Königswürde errang. In dem Zeitraum rund um sein Jubiläum wollte ich es versuchen. Im vergangenen Jahr hatte zudem unser Zug, der Flaschenzug, sein 30jähriges Zugjubiläum. So passte es 2012 mit dem ersten Anlauf schon ganz gut. Deshalb habe ich mich im Dezember 2011 offiziell beim Komitee als Königsbewerber gemeldet, für den ersten Versuch sozusagen. Dass ich dann ganz alleine an der Vogelstange stehen würde, war so ja nicht geplant, aber was soll‘s, im Nachhinein war alles genau richtig.

L&L: Warum steht man in den letzten Jahren als Königsbewerber eigentlich oftmals so alleine an der Stange?
Dorothee Antony: Vielleicht weil so viele Gerüchte rund um das Königsamt die Leute abschrecken. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass man alles gut bewältigen kann und das Jahr nach den eigenen Fähigkeiten und Vorstellungen gut zu absolvieren ist.
Jörg Antony: Wenn ich Schützenkameraden auf die Frage anspreche, höre ich oft: Keine Zeit, „falsche“ Frau, mein Zug macht nicht mit. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das auch manchmal vorgeschobene Argumente sind. Ich kann nur sagen, wer sich traut und es wird, der wird reich beschenkt.

L&L: Apropos Geschenk: Wollen Sie schon etwas zu Ihren Königsgeschenk sagen?
Jörg Antony: Keine Details, aber nur soviel: Ich habe bei meinem Geschenk das jetzt anstehende 150jährige Jubiläum der Neusser Schützenlust im Blick.

L&L: Und wie sieht der Königsorden aus?
Jörg Antony: Hier habe ich mich vom Orden meines Großvaters inspirieren lassen. Mein Orden wird stark an den seinigen angelehnt sein. Insgesamt werde ich wohl mehr als 1000 Orden an die Schützen und die zahlreichen Helfer rund um das Fest verteilen.

L&L: Was wünschen Sie sich für den Schlussspurt?
Dorothee Antony: Die gleiche Freude wie bisher und an den Kirmestagen schönes Wetter.