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Carmen Kuhnert

 

 Carmen Kuhnert für

 Lust & Leute Vör die Dag 2010,

 erschienen im Juli 2010.

Schützenfest 2010 - ohne Vodoo-Zauber und Vuvuzuelas

Im Schützenfestzelt

Bei uns sind keine ,,Vuvuzuelas“ im Einsatz, da wo die Welt am letzten August-Wochenende hinschaut, da sind wir. Das größte Stadtschützenfest der Welt steht in den Startlöchern. Kein Vodoo-Zauber, sondern Sensationen (das Regiment zählte 2009 genau 6797 Mann) und spekulationen, wer wohl der folgende Repräsentant nach Schützenkönig Dr. Joachim Goetz sein wird, bilden den Rahmen für dieses Fest der Superlative, auf welches wir Neusser so stolz sein dürfen.

Ja, liebe Sommer-Brauchtumsfreunde, haben Sie dieses Jahr schon im Lotto gewonnen? Wenn nicht, dann könnte dieses letzte August-Wochenende, richtig eingeteilt, Ihr Glückswochenende werden!

Freitag, 27. 8. Kirmesplatzeröffnung

Samstag, 28. 8. Fackelzug

Sonntag, 29. 8. Königsparade

Montag, 30. 8. Biwak überall und Nachmittags- und Abendumzug

Dienstag, 31. 8. ,,Werden Sie Schützenkönig!“

 So und nicht anders könnte Ihr perfektes Wochenende verlaufen, gekrönt vom finalen Königsschuß. Nie zuvor waren die Tage der Wonne dabei so kostbar und wertvoll wie heute. In wirtschaftlich äußert schwierigen Zeiten und weltfinanzpolitisch vor nie dagewesenen Problemen aber möchte ich wetten, dass wir Neusser auf unserer ,,Insel“ auch dieses Jahr wieder ein tolles Fest feiern werden. Singen wir doch seit Generationen ,,so lang de Knop an de Box noch hält, wird Schötzefess gefiert!“

Das Schützenposter 2010, Herausgeber ist wie immer die Sparkasse Neuss, welche Szenen der Künstler wohl in diesem Jahre einfängt?

Hier ergeht ein lieber Gruß an den Rembrandt von Neuss, den Künstler und Schöpfer selbst, Wilfried Küfen. Wie kein anderer lässt er sicherlich auch in diesem Jahr die ,,von Schaffenskraft getriebenen Finger“ über das Papier gleiten und die Farben leuchten. Die Fans freut es!

Vor dem Feiern kommt bekanntlich die Arbeit und so haben die verantwortlichen Herren des Komitees bereits lange im Vorfeld die Strippen gezogen, damit das Fest beginnen kann.

Ist die Musik bestellt, dann hatte kein anderer wie Komiteemitglied Ralf Berger die ,,Qual der guten Wahl“. Alles was in Neuss über den Markt kommt, hat beste Qualität und das ist sicher sein Verdienst.

Ein ganz großes Rad dreht jedes Jahr auch Willi Schlabbers, unser ,,Mr. Kirmes“, der in diesem Jahr bereits zum 31. Mal den Kirmesplatz zusammenstellt. Modernes und Klassik werden wie gewohnt kompetent und wohltuend für Jedermann gemixt. Arbeit, die allen Freude macht.

Reine Herzenssache ist es für mich zu vermelden, das Neusser Jägerkorps blüht auf und meldet sich 2010 erfolgreich mit drei (!) neuen Zügen, vielen Aktivitäten wie beispielsweise die Herausgabe einer CD mit bekannter Marschmusik (siehe auch gesonderten Bericht in diesen Ausgabe), zurück.

Nicht irgendeine Kapelle, sondern der Musikverein ,,Frohsinn Norf“ unter der Leitung von Günter Steinfort und das Bundestambourkorps ,,Novesia“ unter Ralf Linnartz - beide seit Jahrzehnten in den Reihen der Jäger beheimatet, sorgten hierbei für ein musikalisches Erlebnis der Extraklasse. ,,Frei weg - Aufmarsch des Neusser Jägerkorps von 1823“ ist nicht nur eine CD für Jäger, sondern ein Muss für alle Schützen und zum Preise von € 9,95 absolut erschwinglich. Schützenfest zum Hören, eine tolle Idee wie so viele, die der Vorstand um Major Hans-Jürgen Hall derzeit verwirk-  >>> licht. Da, wo ein echter Bandit das Regiment anführt (das Pferd unseres verehrten Herrn Oberst Dr. Heiner Sandmann heißt so) ist vorne.

In den Reihen des Grenadierkorps marschiert derweil sogar ein echter Räuber. Hinten angekommen, aber noch vor der Artillerie und Reitern marschieren die Scheibenschützen von 1415.

Natürlich wissen Sie das, aber wissen Sie auch, wie diese besagten Scheiben-Schützen jedes Jahr wieder diesen einheitlichen Hutgruß hinbekommen?Dann lesen Sie weiter.

Das geht so, oder besser, es fängt mit dem Löhnungsappell der Scheiben-Schützen am letzten Donnerstag ,,vör die Dag“ an. Fröhlicher Tatort ist die Fahrstraße des Parkplatzes vor dem Telekomgebäude im Hammfeld, wo ,,Mann“ so herrlich mit echter Kapelle voran ausschwärmen kann.

Hier hat jeder Scheibenschützen unter dem Kommando des Majors Dr. Hans-Peter Zils noch einmal Gelegenheit, die Perfektion zu erlernen, mit der man den Hut während der Pararde richtig bedient.

Oh, heiliger Quirinus, wenn das mal gut geht. Denn es gibt ja den Einen oder Anderen, der von sich behauptet, ,,kann ich, brauch ich nicht!“ Doch es erweist sich oftmals ,,op die Dag“ als richtig, dass ein wenig Training gut und richtig war, anderenfalls kann das sehr teuer werden!

Jetzt kommt´s - das Kommando liegt jedenfalls auf dem linken Fuß (mit dem man vielleicht am Morgen aufgestanden ist) und der Major den rechten Arm hebt - Signal - dann geht´s los, will heißen ,,Achtung“!

Das Signal wird durch großgewachsene Männer der Zugleitung damit vom Major nach hinten weitergegeben, wodurch ein zeitgleiches ,,Zupacken“ ermöglicht wird.

Jetzt wird gezählt, zwei, vier, sechs, acht und bis zehn - wie gesagt auf dem linken Fuß, geht die rechte Hand nach unten, gleichzeitig geht die linke Hand zügig, aber nicht etwa hastig ,,hoch zum Hut, der abgezogen wird!“

Für die korrekte Huthaltung gilt (hurra es geht noch weiter) Hut am nach links ausgestreckten, leicht angewinkelten Arm in Augenhöhe, den Hut selbst fast waagerecht in der abgeknickten Hand, damit nur die Hutfeder und nicht das Hutinnere (von der rechten Seite her - Blickwinkel des Königs und Komitees) sichtbar ist.

Wie gesagt, tausend Mal gepredigt und taussend Mal geübt, was sich für Betriebsfremde eher wie die Bastelanleitung eines schwedischen Möbelhauses liest, erfordert in Wirklichkeit nur ein wenig Disziplin und Konzentration. Wenngleich ich Verständnis dafür aufbringe, wenn die ,,Jonges“ nur schnell noch mal nach ihren Mädchen schauen wollten.

Der am Ende aufbrausende Applaus des jedes Jahr begeisterten Publikums kennt nur Perfektionisten, während die ,,Späher“ des Majors (die großen Männer der Zugleitung) kleine Fehler direkt an die Strafkasse weiterleiten, die auch leben will.

Die vorgenannte ,,Betriebsanleitung“ hab ich übrigens von einem, der es wissen muss und so schön schon einmal aufgeschrieben hat, Danke leiber Ehrenmajor Dieter Krüll für die Aufklärung, die längst fällig war. Möge der Hutgruß auch in diesem Jahr 1000prozentig gelingen und zur Freude unserer amtierenden Majestät, Dr. Joachim Goetz, unseres verehrten Präsidenten Thomas Nickel, aller Herren des Komitees und der Ehrengäste des Neusser Bürger-Schützenvereins beitragen.

Allen Siegern, allen Schützen, den Nüsser Röskes wünsche ich traumhafte Tage im ,,Kirmessonnesching“. Vor allen Dingen, bleiben Sie gesund und damit auch einmal von dieser Stelle Hochachtung und Dank an die Bereitschaft von Polizei und Rettungskräften, die ,,hoffentlich ohne Kundschaft“ bleiben.

Auf die Plätze, fertig, los: Schützenfest 2010.

 

Carmen Kuhnert für

,,Lust & Leute“ vör die Dag 2010