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Carmen Kuhnert

 

 Carmen Kuhnert für

 Lust & Leute No die Dag 2008,

 erschienen im November 2008.

Schützenfest 2008 - schön, dass es so schön war

Schützenfest 2008 Bild 1

Schützenfest 2008 - Schön, dass es sooo schön war, denn dann können wir froh sein, dass wir froh waren! Dies verdanken wir in erster Linie natürlich unserem Quirinus, der wenigstens bis Dienstag Abend seinen Kollegen Petrus in Schach gehalten hat.

Sonne satt über Neuss, da schwitzten wir doch gerne, denn es lässt sich einfach unbeschwerter feiern, wenn einem nicht der Regen in den Nacken läuft oder Sandalen mit Gummistiefeln getauscht werden müssen. Und dann war dieses Jahr ,,Rätselspaß“ mit Wilfried Küfen angesagt. Bei näherem Betrachten des aktuellen Schützenposters fielen zwei Damen auf, die den Turm des Quirinus-Münsters erklimmen und die unten stehende Dame der oberen zuruft: ,,Bräng mech eene möt“

Da fragten sich selbstverständlich nur unwissende Neusserinnen, was der Künstler damit wohl meinte. ,,Ne Killepitsch, oder en Frikadell?“ Doch wer einmal bei Joseph Lange nachgelesen hat, wird wissen, dass damit ein Heiratskandidat gemeint ist. Wenn ein Nüsser Röske den Quirinus auf seinem Sockel blank putzt, dann kriegt sie bald n´en Mann mit! Aha, alles klar, ich hab´s gewusst und gerne noch einmal aufgeschrieben.

Seit vielen Jahren sitze ich jetzt schon auf der Tribüne (schönster Platz all over the world) auf meinem Beobachtungsposten und bin immer wieder dann restlos glücklich, wenn es losgeht. Mein Mann meint, ohne mich würden die gar nicht erst anfangen.

Aber ich habe bei der Parade selten so geschmunzelt wie in diesem Jahr. Denn der arme US-Generalkonsul Matthew G. Boyse als Ehrengast tat mir ein wenig Leid. Der hat wohl gedacht, als er die Einladung zum Neusser Schützenefst annahm, ,,da fährste mal kurz hin, machst n´en bequemen Job und ein wenig small talk. Dann noch lecker gespeist und getrunken und ich bin früh wieder Zuhause.“ Jetzt, lieber verehrter Mr. Boyse, kennen Sie die Neusser und ihr großes Schützenfest. Beim nächsten Besuch ,,unter Freunden“ nehmen Sie neben den Personenschützern (hätten Sie nicht gebraucht, weil wir hinter Ihnen saßen) besser Ihren persönlichen Fitnesstrainer mit, dann steht sich´s vermutlich leichter.

Doch die Herren des Komitees, einschließlich Sonnenkönig Horst Dvorak, wurden in diesem Jahr besonders gefordert, waren siedoch vor der Tribüne über Stunden voll der Sonne ausgesetzt. Das macht durstig. Daher mein Vorschlag: sollte das Versorgungsgeschwader der 1. Reihe nicht funktionieren, einfach getarnt unter Tannengrün eine ,,SB-Milchbar“ in die Tribünenkonstruktion einbauen, die aber auch Alternativen ausschenken darf. Ist gut für den Feuchtigkeitshaushalt aller Schützen, deren Wohl uns stets am Herzen liegt.

Hatten wir nicht ein elegantes Königspaar? Nicht nur Majestät Horst Dvorak hatte sich seinerzeit als treffsicher erweisen, auch seine Königin Marlies zeigte bei der Wahl ihrer Garderobe große Treffsicherheit. Mit ihrer Eleganz fühlten sich Nüsser Röskes bestens repräsentiert.     >>>

Doch et kütt wie et kütt, am Dienstag konzentrierte sich bereits alles auf den neuen König - wer würde es werden? Wenn mein Favorit, Dr. Hermann-Josef Verfürth auch alleine geschossen hat, etwas Gutes hatte die Situation. Man kam als treuer Wiesenbeobachter mit der Reihenfolge beim Schießen nicht durcheinander.

Piff, puff, paff, der Vogel muß eraff und so passierte es dann auch. Horst Dvorak tauschte Frack gegen Grenadier-Chargiertenlook, die Kette wechselte unter dem Jubel der Begeisterung an Dr. Verfürth, (der Grenadier-Zug Promenademischung erhielt sein Jubiläumsgeschenk) und alles schien perfekt. Wer dachte jetzt noch an schlechtes Wetter?

Schade, dass wir der neuen Majestät bei seiner ersten Parade von der Tribüne aus nicht den königlichen Rücken stärken konnten, denn gerade als es losgehen sollte, öffneten sich die Himmelsschleusen und wir konnten nur noch fluchtartig die Tribüne verlassen. Auch hierzu ein Verbesserungsvorschlag: sollten unsere Stadtväter zuviel Geld übrig haben, dann wäre doch die komplette Überdachung des Marktes eine clevere Lösung, dann kann uns der Regen egal sein. Aber kluge Köpfe haben diese Pläne bestimmt schon in der Schublade liegen!

Nach einer dann doch noch etwas unsortiert stattfindenden Parade im Nieselregen setzte der feierliche Große Zapfenstreich der Scheibenschützen vor dem Quirinus-Münster den endgültigen Schlußpunkt. Einziger Trost für alle müden Gemüter: ,,No die Dag is vör die Dag!“

Carmen Kuhnert für

,,Lust & Leute" no die Dag 2008